Griechenland schiesst auf Novartis

Griechenland schiesst auf Novartis

 

Der griechische Premierminister Alexis Tsipras forderte das Parlament heute auf, die Zahlung von Bestechungsgeldern an prominente Politiker zu untersuchen. Griechenland will mehrere Milliarden Euro von Novartis als Entschädigung zurückfordern.

 

„Die Regierung wird den Anspruch auf Gelder, die Novartis dem griechischen Volk entzogen hat, nicht aufgeben. Wir werden sämtliche Möglichkeiten nationaler und internationaler Gesetze ausschöpfen, damit dem griechischen Volk das gestohlene Geld bis auf den letzten Euro zurückgezahlt wird“, erläuterte Tsipras dem griechischen Parlament.

 

Die Ermittler gehen davon aus, dass Novartis zu hohe Arzneimittelpreise in Rechnung gestellt hatte. Dies geschah in Zusammenarbeit mit Regierungsbeamten, die Schmiergeldzahlungen erhielten. Der griechische Steuerzahler wurde so um mehr als 3 Milliarden Euro (3,7 Milliarden $) betrogen.

 

In einer Stellungnahme erklärte Novartis, das Unternehmen kooperiere mit den Behörden.

 

Der griechische Justizminister Stavros Kontonis sagte letztes Jahr, Novartis habe wahrscheinlich „Tausende“ Ärzte und Beamte bestochen, um illegal für seine Produkte zu werben.

 

Ausserdem beschuldigte er Novartis, weiterhin „überteuerte“ Arzneimittel verkauft zu haben, nachdem das Land 2010 in eine Wirtschaftskrise gestürzt sei und enorme Kürzungen am Staatshaushalt vorgenommen worden seien, sodass vielen Griechen der Zugang zu erschwinglichen Medikamenten verwehrt geblieben ist.

 

Aufmerksamkeit erregte der Fall nach einem Selbstmordversuch eines Managers von Novartis in Athen im Januar 2017. Der Manager stand auf der Balkonrüstung und wollte sich in die Tiefe stürzen. Er soll angeblich darüber geklagt haben, dass er nicht seinen Kopf für die Basler Manager hinhalten wolle. Viele andere griechische Novartis-Manager haben offensichtlich umfassende Geständnisse abgelegt.

 

Novartis füllt derzeit die Zeitungen in aller Welt aufgrund verschiedener Fehlverhalten. 2014 untersuchten US-Behörden den Vorwurf, das Unternehmen habe Bestechungsgelder gezahlt, um den Verkauf einiger Medikamente anzukurbeln. Später wurden sie vom US-Justizministerium mit einer Geldstrafe von nur 390 Millionen US-Dollar belegt.

 

Im März 2017 zahlte Novartis zudem 25 Millionen US-Dollar zur Begleichung von Forderungen an seine chinesische Tochtergesellschaft.

 

Gegenwärtig laufen ähnliche Ermittlungen in den USA, Südkorea, Japan und anderen Ländern. Dabei geht es um den Vorwurf der Bestechung, der Zahlung von Schmiergeldern und anderer Fehlverhalten des Konzerns.