Roche überholt Novartis

Roche überholt Novartis

 

Die Schweizer Pharma-Industrie hat einen neuen Umsatz-Leader. Roche erreicht zwar nicht ganz die Erwartungen der Analysten, fuhr 2016 aber deutlich besser als Novartis.

Nach einem guten Geschäftsjahr 2016 sieht sich Roche trotz auslaufender Patente für Blockbuster mit Milliardenumsätzen und dem Druck der neuen US-Administration auf die Pharmaindustrie für die Zukunft gut aufgestellt. Grund für die Zuversicht ist die Innovationskraft des Basler Konzerns.

Roche-Chef Severin Schwan sprach am Mittwoch vor den Medien bescheiden von einem «guten Ergebnis»: Mit einem Umsatzplus von 5 Prozent auf 50,6 Milliarden Franken und einer Gewinnsteigerung von 7 Prozent auf 9,7 Milliarden Franken habe Roche seine finanziellen Ziele erreicht. Roche schnitt damit auch deutlich besser ab als der Lokalrivale Novartis, bei dem Umsatz und Gewinn schrumpften.

 

Für weit mehr Begeisterung als die Kennzahlen sorgt bei Schwan das Portfolio des Weltmarktführers bei den Krebsmedikamenten. Allein 2016 habe Roche die Zulassung für vier neue Heilmittel erhalten. Das habe es in der Geschichte des Konzerns noch nie gegeben.

 

2017 zwei neue Produkte

 

Und auch im laufenden Jahr will Roche zwei neue Heilmittel lancieren – Ocrevus gegen multiple Sklerose sowie Emicizumab gegen Bluterkrankheit. Insgesamt brachte es die Pharma-Division auf einen Umsatz von 39,1 Milliarden Franken, was einem Plus um 5 Prozent entspricht.

 

Nahezu 30 Milliarden Franken des Umsatzes entfielen auf die neun sogenannten Blockbuster von Roche, jene Medikamente, die es auf einen Umsatz von mehr als einer Milliarde bringen. Mit Mabthera (7,3 Milliarden Franken) und Herceptin (6,8 Milliarden Franken) verlieren indes ab diesem Jahr zwei der drei Top-Seller vorerst in Europa ihren Patentschutz. Dies bereitet dem Konzernchef indes keine schlaflosen Nächte.

 

Schwan ist überzeugt, dass die sich langsam anbahnende Konkurrenz durch Biosimilars - Nachahmerprodukte von Biotech-Medikamenten - mit neuen Heilmitteln mehr als kompensieren lassen. Zu diesen Produkten zählt etwa das Brustkrebsmedikament Perjeta, das 2016 mit 1,8 Milliarden Franken Umsatz um 26 Prozent zulegen könnte.

 

Auf Wachstumskurs ist Roche auch bei der Immuntherapie gegen Krebs. Tecentriq, das 2016 für Blasen- und Lungenkrebs zugelassen wurde, erzielte als erstes Immuntherapeutikum des Konzerns im Startjahr einen Umsatz von 157 Millionen Franken.

 

Anfang einer Revolution

 

Pharma-Chef Daniel O'Day sieht bei der Immuntherapie den Anfang einer Revolution. Roche habe derzeit zehn solche Medikamente in der Entwicklung. Zudem seien 50 Studien im Gange. Bei den meisten handle es sich um Kombinationstherapien, von denen sowohl die Patienten als auch Roche profitieren sollen. Überaus positiv entwickelte sich neben Pharma auch die kleinere Diagnostika-Division. Sie konnte ihren Umsatz um 6 Prozent auf 11,4 Milliarden Franken steigern und übertraf damit das Marktwachstum, wie es an der Medienkonferenz hiess.

 

Trotz Druck gut positioniert in den USA

 

Auf ebenso grosses Interesse wie der Geschäftsgang stiess an der Bilanzmedienkonferenz der Druck der neuen US-Administration auf die Pharmaindustrie. Präsident Donald Trump, der zuvor schon hohen Medikamentenpreisen den Kampf angesagt hatte, rief die Branche erst am Dienstag zu verstärkter Produktion in den USA auf.

 

Konzernchef Schwan scheint sich vom neuen US-Präsidenten nicht beirren zu lassen. Roche sei in den USA «sehr, sehr gut» positioniert, weil dort Innovation und der daraus resultierende Mehrwert für Patienten weiterhin honoriert würden. Wegen seiner innovativen Medikamente sei Roche schon bisher in den USA weniger unter Preisdruck geraten als andere Pharmaunternehmen, sagte Schwan.

 

Die Ursache für die steigenden Gesundheitskosten liegt für ihn ohnehin nicht bei den Medikamenten. «Die Pharmaindustrie ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung», ist der Konzernchef überzeugt.

 

40 Prozent Umsatz in den USA

 

Gut aufgestellt sieht der CEO Roche auch bezüglich der Präsenz in den USA, wo mehr als 25'000 der weltweit rund 94'000 Angestellten des Basler Konzerns tätig sind. Roche habe in den Vereinigten Staaten in den letzten fünf Jahren 3000 neue Stellen geschaffen und überdurchschnittlich viel in Forschung und Entwicklung investiert. Der Pharmariese erzielt in den USA rund 40 Prozent des Umsatzes.

 

Für das laufende Jahr rechnet Roche mit einem Umsatzplus im tiefen bis mittleren einstelligen Bereich. Dass der Konzerngewinn nur im gleichen Ausmass und nicht überproportional ansteigen soll, wird mit den hohen Kosten für die Einführung neuer Medikamente begründet.