Vergütungsexzesse sind eine Dummheit

Vergütungsexzesse sind eine Dummheit

In ungewohnt scharfen Worten spricht sich Bundesrat Johann Schneider-Ammann gegen hohe Managerboni aus. Auch von anderer Seite wächst die Kritik.

 

Bundesrat Johann Schneider-Ammann schaltet sich in die Diskussion um hohe Managerboni ein. In einem Interview warnt er an die Adresse der Credit-Suisse-Chefs, trotz Milliardenverlust hohe Boni zu beanspruchen.

 

Schneider-Ammann findet im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» ungewohnte Worte und nennt zu hohe Boni «eine Rücksichtslosigkeit, die sich früher oder später bei den sozialpartnerschaftlichen Auseinandersetzungen rächen wird».

 

Kritik an Economisuisse

 

«Ich habe in meiner Zeit als Industrieller und Swissmem-Präsident meinen Kollegen in der Economiesuisse beizubringen versucht, dass sie mit den Vergütungsexzessen eine Dummheit begehen, die nichts mit den Weltmarktverhältnissen zu tun hat», sagt der Wirtschaftsminister auf eine Frage, was er von den Boni der Spitzenleute der Credit Suisse denke.

 

Nachdem einflussreiche Stimmrechtsberater die Entschädigungen scharf kritisiert und den Aktionären die Ablehnung der Vergütungsanträge empfohlen hatten, krebste die Grossbank in der Nacht auf Karfreitag zurück und kündigte eine Boni-Reduktion von 40 Prozent an. Ob das genügt, will Schneider-Ammann : «Das werden wir in weniger als einer Woche wissen», sagte er auf eine entsprechende Frage. Die Generalversammlung findet am Freitag statt.

 

Minder warnt vor Katastrophe

 

Der Schaffhauser Ständerat Thomas Minder und Initiant der Abzockerinitiative, die mit ihrer Annahme den Aktionären mehr Mitbestimmung bei den Vergütungen gebracht hat, hofft auf ein Nein am Freitag: «Wenn die Aktionäre die Gehälter, die Dividende und die Wiederwahl des Verwaltungsrats durchwinken, ist das eine Katastrophe», sagte er in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».

 

Solche Teilhaber müsse man bevormunden. «Ich fürchte aber, dass die CS mit ihren Anträgen durchkommt.» Vier Jahre nach Annahme der Abzockerinitiative hat sich bei der Höhe der Spitzenboni kaum etwas getan. Minder kritisiert denn auch Schlupflöcher wie vorausschauende Abstimmungen für die Löhne des nächsten Jahres.

 

Auseinanderklaffen von Leistung und Vergütung

 

Allerdings regt sich seit diesem Jahr verstärkt Widerstand gegen unverhältnismässige Managerlöhne aus den Reihen der Aktionäre und Stimmrechtsberater. Als Stein des Anstosses gilt dabei weniger die Höhe der Boni an sich, als ein Auseinanderklaffen von Leistung und Vergütung.

 

So verweigerten die Aktionäre von Georg Fischer jüngst aus Missmut über das Vergütungsmodell die Zustimmung zum Vergütungsbericht. Beim Industriekonzern ABB votierten 38 Prozent der ABB-Aktionäre gegen die Vergütung für die Geschäftsleitung. Ein Nein-Anteil von 20 Prozent gilt als Unmutsbekundung und Warnsignal. Auch beim Pharmakonzern Novartis gab es mit 40-prozentiger Ablehnung des Vergütungsberichts einen deutlichen Schuss vor den Bug der Führungsspitze.